Friday 18 November 2011

Aussie Aussie Aussie





















Hallo meine Lieben !

Ich muss mich hiermit sehr entschuldigen für meine Faulheit in den letzten drei Monaten. Ich habe Euch so gut wie gar nicht auf dem Laufenden gehalten. Ich bin wirklich eine faule Bloggerin -  oder eher gar keine Bloggerin! Aber gut, hier bin ich und werde Euch einen möglichst ausführlichen Bericht darüber geben, was ich in den letzten drei Monaten so erlebt habe.

Nach meinem vergangen Blogeintrag am 16. August ist unheimlich viel passiert. Ich habe inzwischen Gastfamilien gewechselt und habe schon einige verschiedene Orte in Australien besucht.

Gegen Ende August hatte ich mein erstes Rotarty-Treffen in Newcastle. Dort habe ich zum ersten Mal all die anderen Austauschschüler aus meinem Distrikt 9670 kennengelernt. Wir sind 15 Austauschschüler: zwei Deutsche, ein Franzose, eine Finnin, eine Norwegerin, ein Schwede, ein Däne, eine Japanerin, ein Mexikaner, eine Amerikanerin, eine Kanadierin, ein Spanier, ein Belgier, eine Polin und eine Österreicherin. Wir hatten ein wirklich schönes Wochenende. Wir sind segeln gegangen, waren in einem Kletterpark und hatten einen Reptilienmann im Haus, der uns mit einigen einheimischen Reptilien aus Australien vertraut gemacht hat. Ich hatte eine wirklich schöne Zeit.
Dann war da der 14. September, mein 17. Geburtstag. Es war ein wirklich sonniger Tag mit einem leichten Wind und 27 Grad. Mein erster Geburtstag im Frühling. Die 11ten hatten Exam-Week, also musste ich nicht in die Schule gehen, was ich sehr genossen habe. Wie mich jeder kennen wird, habe ich es mir nicht entgehen lassen, erst mal richtig schön auszuschlafen. Gegen 9 Uhr sind jedoch meine ersten Gasteltern Linda und Robert reingeschlichen und haben mir ein Geburtstagsständchen gesungen. Sehr süß! Der Geburtstagstisch war gedeckt mit einem kleinen Blumenstrauß, Geburtstagskarten, einem kleinen Geschenk und zwei Paketen aus Deutschland. Ich habe mich sehr über meine Geschenke gefreut. Im Paket Nr. 2 haben sich jedoch nicht weitere Geschenke aus Deutschland versteckt, sondern "Bayern-Deko" so richtig schön kitschig. Danke dafür Mama übrigens. Also habe ich es mir natürlich nicht entgehen lassen, eine richtig kitschige Bayern-Dinner-Party zu veranstalten, mit den Freunden, die ich bis dahin gewonnen hatte. Die Aussies fanden es total super und haben sich sehr über mein Gulasch mit Knödel gefreut.

Eine Woche nach meinem Geburtstag hatten die 12ten Klassen ihr Formal-Dinner oder auch ihr Abschiedsdinner. Wir, die 11ten, haben dort das Kellnern übernommen. Es war ein wirklich schöner Abend. Alle haben sich schick angezogen und haben ihren lang ersehnten Abschied von der Schule gefeiert. Natürlich ging es danach weiter auf der Afterparty bei Georgia. Sie ist jetzt übrigens eine der engsten Freunde, die ich hier habe.

Ende September hatte ich dann ein nächstes Rotarybreifing-Weekend in Tocal. An diesem Wochenende habe ich dann auch alle Outbounds, also die Leute, die von unserem Distrikt ins Ausland geschickt werden, kennengelernt. Tocal ist so etwas wie eine Jugendherberge, um jedem eine vage Vorstellung zu geben. Alles sehr bricky. Wir hatten Einzelzimmer und Betten, auf die man klettern musste. Naja, ich musste nicht unbedingt klettern, aber so einige andere schon. Bei der nächsten Gelegenheit im Dezember, wenn ich wieder dort bin, werde ich mal ein paar Bilder machen. Ich bin im Anschluss dann noch in Newcastle geblieben bei meinem YEO (Youth Exchange Officer), meine Ansprechperson, wenn es mir mal nicht so gut geht. Terry heißt er, und es ist einer der coolsten Rotarier, die ich je getroffen habe. Ich hatte eine richtig schöne Woche mit all den anderen Austauschschülern am Strand oder in der Shoppingmall.

Inzwischen haben wir schon 2 Wochen Schulferien und die erste habe ich wie gesagt in Newcastle verbracht. Durch Zufall habe ich bei einem Catering Job von der Schule aus Mark Sayers kennengelernt, einer der so vielen Boardingschoolkids.(das sind die Schüler, die im Internat wohnen.). Da wir hier im Outback leben und die Bildung nicht das höchste Niveau ist, schicken viele Eltern ihre Kinder in größere Städte wie Sydney, Teamworth, Newcastle oder Orange auf Internatsschulen, um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Diese Leute sind dann immer in den Ferien oder manchmal an Wochenenden zurück in Warren. Jedenfalls habe ich ein Wochenende bei Mark verbracht. Dort habe ich dann seine gesamte Großfamilie kennengelernt, die dort mit Caravans und Swags angereist sind. Es ist so etwas wie eine Tradition in der Familie. Irgendwann in den vergangen Jahren hat irgendjemand in dieser großen Familie geheiratet, und vor der Hochzeit haben sie sich alle bei den Sayers getroffen, um ein schönes Wochenende zu haben. Dieses Wochenende war anscheinend so gut, sodass sie es seither weiterführen. Um die 30 Leute waren dort. Dosenbier, Lagerfeuer, Fleisch und noch mehr Fleisch. Ein Wochenende, das ich nie mehr vergessen werde. Dort habe ich zum ersten Mal in einem Swag geschlafen. Aber Swag ist nicht irgendwie so etwas wie "turn my swag on". Ein Swag ist natürlich eine Aussie-Erfindung und die perfekte Kombi aus Matratze, Zelt und Schlafsack - alles in einem. Total easy zu transportieren und überall einsatzfähig.

In all dieser Zeit, die ich bis jetzt hier niedergeschrieben habe, hatte ich jeden Mittwoch Debpractise. Ein Training, in dem wir eine Perfomance vorbereitet haben für den Debütantenball im Oktober. Ich war ebenfalls eine Debütantin. Das totale Aussie-Erlebnis. Jedes Mädchen musste ein langes weißes Kleid tragen, hat professionelle Fotos mit ihrem Partner bekommen, Blumensträußchen in der Hand und den ganzen Tag einfach nur Strahlen und gut aussehen. Der Debütantinnenball hat hier in Australien eine große Bedeutung. So gut wie jedes Mädchen zwischen 15 und 18 macht es. Es ist der Tag, an dem du in die Gesellschaft eingeführt wirst. Das ganze Prozedere lief wie folgt ab:

Nachdem wir draußen irgendwo außerhalb von Warren in der unheimlichen Hitze unsere Fotos gemacht hatten, sind wir zur Halle per Bus gefahren wurden. Bevor die Debütantinnen vorgestellt werden, dürfen sie von niemand anderem gesehen werden. Also sind wir durch den Hintereingang in das Gebäude gegangen, in dem der Ball stattfand. Das Vorstellen läuft relativ ähnlich wie bei einer Hochzeit ab. Das lange weiße Kleid gibt einem dann auch noch das gewisse Feeling. Durch die Lautsprecher wird mein Name durchgesagt, ich komme die Treppen runter und "all eyes on me". Ein kleiner Junge im Anzug reicht mir seine Hand und führt mich zu einem Punkt. Von hinten kommt mein Partner (Tim) mit einem kleinen Mädchen im weißen Kleid, sie schiebt seine Hand unter meine und wir laufen zusammen weiter. Scharfe Biegung nach links in  Richtung Bühne.  Die Dame am Mikro liest meine Kleidbeschreibung vor sowie etwas über mich und Tim.  Am Ende sind Susan und John Burk. Ich werden ihnen vorgestellt und mach einen Knicks. Dasselbe mit Tim, nur dass er sich verbeugt. Danach haben wir uns aufgestellt für den ersten Tanz "The Pride of Erin". Der traditionelle Part. Danach unsere Dirty Dancing-Performance - der Spaß-teil. Die Jungs ziehen ihre Blazer aus und schmeißen sie in die Menge. Die Halle tobt jetzt schon. Das Lied setzt ein und wir fangen an zu tanzen. Es war echt Epic. Alle haben mitgemacht. Hier in Warren gibt es nämlich nicht sehr viele Möglichkeiten, sich schön anzuziehen, oder einfach mal feiern zu gehen. Deswegen waren auch die ganzen Mädels, die als Debütanten mitgemacht haben, schon 6 Monate davor unheimlich aufgeregt und haben sich übermässig auf diesen Tag vorbereitet. Professionelles Make-up, Hochsteckfrisur vom Friseur, das schönste Kleid - niemals unter 400 Dollar - und Fake-Tan. Es war wirklich lustig anzusehen und eigentlich süß. Nach dem ganzen professionellen Part wurde eine nächste Runde "Pride of Erin" eingelegt, nur diesmal sollten wir mit unseren Eltern tanzen. Da meine leider sehr, sehr weit weg sind, habe ich mit meinem ersten Gastvater Robert getanzt. Ein wirklich unsicherer Tänzer, wie sich herausgestellt hat, aber wir haben es gepackt. Für den Rest des Abends hat eine Band gespielt und alle waren auf der Tanzfläche und haben es genossen. Gegen 1 Uhr sind wir dann weiter zur Afterparty, auf der wir es dann nicht länger als 2 Stunden ausgehalten haben und daraufhin ab nach Hause und ins Bett gegangen sind. Dies war ebenfalls ein unvergessliches Erlebnis.

Es sind schon 3 Monate hier. Es ist unvorstellbar, wie schnell die Zeit rennt! Bald ist es Weihnachten und dann geht es weiter an die Küste. Und dann die große Reise durch ganz Australien, und dann bin ich auch fast schon wieder daheim. Wahrscheinlich habe ich die Hälfte weggelassen in diesem Eintrag, aber ich werde Euch nicht lange auf den nächsten warten lassen. Dort wird dann alles ergänzt, was hier vergessen wurde! Und erweitert, was ich in der Zeit erlebt habe.

Bis zum nächsten Mal,
Eure Sophia

Monday 15 August 2011

Half the world away








Fast zwei Wochen bin ich jetzt in Australien. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das alles vor einem Jahr angefangen hat. Ein ganzes Jahr hab ich mich auf diese Zeit hier vorbereitet. Voller Spannender Momente in denen sich immer wieder eine Tür geöffnet hat. Irgendwann stand es dann fest. Nach Australien sollte ich gehen. Die ersten 6 Monate im Outback in einem kleinen Dorf namens Warren "in the middle of nowhere". Um die 600m nord-westlich von Sydney. Die zweiten 6 Monate nach Warners Bay. Nur zehn Autominuten von Newcastle entfernt und 100km nördlich von Sydney an der Küste.

Warren, das Dorf in dem ich zur Zeit lebe, ist wirklich anders als ich es mir vorgestellt habe bevor ich nach Australien gekommen bin. Klar, vor allem hier im Outback, leben Aborigines. Aber ganz normal wie wir in Häusern. Sie gehen auch in die Schule und sprechen Englisch. Es vergeht auch kein Tag an dem ich nicht mindestens einen Cowboy sehe, weil hier eigentlich so gut wie jeder einer ist. Die Standardkleidung ist ne Jeans, Cowboystiefel, ein brauner Ledergürtel mit silberner Schnalle, ein kariertes Hemd, natürlich der Cowboyhut und dann on top der Aussie-slang (der mich schon in einigen Situationen an die Grenze meiner Englischkenntnisse gebracht hat). Nicht, dass die Jugendlichen so rum laufen würden. Aber viele Eltern die eine Farm haben tun es. Alles ist sehr klein und jeder kennt so gut wie jeden. Inzwischen auch mich, weil ich es in "Warren Weekly" auf die Titelseite geschafft habe. Was ich total witzig find und ich mir darauf hin auch direkt ein Exemplar gekauft habe. Es ist viel geboten. Supermärkte, ein Arzt, ein Freibad, etliche Reparaturwerkstätten, ein Fluss auf dem man im Sommer surfen oder sogar manchmal Wasserski fahren kann, usw. Es lässt sich hier wirklich gut leben.
Die Schule war aber ehrlich gesagt wirklich eine echte Umstellung. Die Warren Central School ist die XXXXS Version von meiner ehemaligen Schule. Erstmal ist vom Kindergarten bis zur 12ten Klasse alles in einer Schule zusammengefasst und alle Jahrgänge zusammen gezählt sind auf dieser Dorfschule 160 Schüler. Der Vorteil ist, dass es immer sehr ruhig und relaxed ist. Ich gehe hier in die 11te. Wie in Deutschland muss man nach der 10ten Klasse Kurse wählen. Aber wenn man hier in den Unterricht geht, sitzen nie mehr als 7 Schüler in einem Klassenzimmer. Der Unterricht ist wirklich viel angenehmer. Die Schule ist auch sehr Modern ausgestattet. Weil sie hier beispielsweise keine Chemielehrkraft haben, müssen die Schüler über Videokonferenz Chemieunterricht erhalten. Ich bin ein mal in solch eine Unterrichtsstunde mit gegangen und es war wirklich beeindruckend. Da steht dann ne Leinwand und daneben ein Flachbildfernseher. Auf die Leinwand projiziert der Chemielehrer von... irgendwo seine Powerpointdokumente, die wie Hefteinträge aufgebaut sind. In dem Fernseher  kann man dann den Lehrer an seinem Schreibtisch sitzen sehen und auch die anderen Schüler aus den umliegenden Dörfern, die an dieser soggenannten Unterrichts-viedeo-konnferenz teilnehmen. Über den Fernsehen bzw. die Lautsprecherboxen werden dann Fragen an den Lehrer oder unter den Schülern ausgetauscht. Es war wirklich sehr cool.

Die ersten drei Monate verbringe ich bei Linda und Robert. Ein älteres Ehepaar. Sie sind wirklich sehr sympathisch und herzlich. Wir leben außerhalb von Warren um die 10km. In einem schönen Häuschen, welches sie sich nach ihrer Hochzeit auf einem riesigen Grundstück gebaut haben. Man hat hier wirklich Natur pur. Jeden morgen kommt das Nachbarsgefieder auf einen Besuch in unserem Garten vorbei. Der wunderschöne Ausblick von der Terrasse in den Wald und diese Ruhe. Mitbewohner 3 1/2 ist der Kater Bailey. Nach drei Attaken auf meinen rechten Fuß hat er sich langsam damit abgefunden, dass ich jetzt ein bisschen länger hier bleiben werde. Jeden morgen werde ich vom Schulbus abgeholt. Aber um an die Straße zu kommen, muss ich jedes mal einen zwei Kilometer langen Fußmarsch vom Haus zur Straße ab laufen.

Anders als erwartet ist hier an den Wochenenden sehr viel los. Wenn mal keine Hausparty oder Movienight bei irgendjemanden ist, kann man sich immer drauf verlassen, dass eine Roadparty statt findet. So nennen die Jugendlichen das hier. Es gibt bestimmt Stellen wo sich alle treffen. An der Straße oder ein bisschen abgelegen von der Straße. Die Leute aus der ganzen Umgebung kommen an diese Plätze haben Musik dabei, machen manchmal ein Feuer und drehen die Lautsprecher von Auto auf und machen ihre eigene Party unter freiem Himmel.
Ein großer Teil der Jugendlichen haben noch nie ein anderes Land außer Australien gesehen. Daher wurden mir das ein oder andere mal wirklich sehr bemerkenswerte Fragen gestellt. Wie z.B. Redet ihr deutsch oder englisch in Deutschland? oder Habt ihr Aboriginies in Deutschland? oder Leben bei euch auch so viele Kangaroos? und dass ist echt kein Witz. Sie sind total interessiert und das ist die Hauptsache. Man hat immer was zu erzählen. Es ist nie verkrampft. Die Australier sind wirklich sehr offen, interessiert und laidback.

Ich fühle mich hier sehr wohl und freue mich auf die Zeit die noch vor mir liegt.
Bis zum nächsten mal, Sophia.